Betroffen ist jeder einmal. Entweder über Verwandte oder am eigenen Leib. Die Sorge für alte und pflegebedürftige Menschen ist die große Aufgabe für unsere Gesellschaft. Wir sprachen mit unseren beiden Schulleiterinnen in Landshut und Sulzbach-Rosenberg über Ausbildung, Beruf und Zukunftschancen in der Altenpflege.
Die immer älter werdende Bevölkerung und die damit oft verbundene Multimorbidität stellt die Gesellschaft vor eine große Aufgabe. Da fällt den Kräften, die in der Altenpflege arbeiten, eine wichtige Rolle zu. Die Leiterinnen unserer beiden Berufsfachschulen für Altenpflege in Landshut und Sulzbach-Rosenberg, Sabine Wurzer und Martina Schiener, sprechen hier über Ausbildung, Beruf und Zukunftschancen in der Altenpflege.
Frau Schiener und Frau Wurzer, die Altenpflege ist ein Berufszweig mit einer sehr großen Verantwortung. Welche Voraussetzungen sollten Interessierte denn für diesen Beruf mitbringen?
Wurzer: Neben dem Realschulabschluss für die Ausbildung zum staatlich anerkannten Altenpfleger/in und dem Hauptschulabschluss bei der Ausbildung zum staatlich anerkannten Pflegefachhelfer/in (Altenpflege) sind Einfühlungsvermögen und kommunikative Kompetenz ganz entscheidend.
Schiener: Gleichzeitig werden die administrativen Aufgaben immer umfangreicher. Jede einzelne Pflegeleistung und Beobachtungen von Veränderungen werden täglich gewissenhaft dokumentiert. Fehlerhafte Dokumentation hat zur Folge, dass die Pflegekasse für erbrachte, aber nicht richtig dokumentierte Leistungen die Zahlung verweigert. Zusätzlich muss ein Blick dafür entwickelt werden, wo Unterstützung gebraucht wird. Altenpflege ist mehr als ein Job. Es handelt sich um einen Beruf, bei dem keine Maschinen, sondern die Menschen im Mittelpunkt stehen.
Wie sehen die Aufgabenfelder in der Praxis aus?
Schiener: Die Aufgabe der Pflegenden ist es, Menschen in Gesundheit und Krankheit in ihren Alltagskompetenzen zu unterstützen. Dies umfasst die körperlichen, seelischen und geistigen Aspekte des Menschen. Dabei verfolgen die Pflegenden unter anderem das Ziel, eine bestmögliche Lebensqualität in allen Phasen des Lebens zu erreichen.
Wurzer: Wichtig sind nicht zuletzt auch die Beratungsaufgaben. Pflegekräfte sind Mittler zwischen Bedürftigen und ihren Angehörigen, damit Ängste genommen und Probleme verstanden werden.
Egal in welche Branche man schaut, viele Lehrstellen bleiben derzeit unbesetzt. Spüren Sie diesen Mangel auch an Ihren Schulen?
Schiener: Ja, den merkt man auf den Fall.Die Schülerzahlen gehen zurück, während gleichzeitig die Nachfrage nach Fachkräften steigt. Sieht man es positiv, könnte man sagen: Arbeitslosigkeit ist bei uns ein Fremdwort. Wir müssen allerdings ein neues Selbstverständnis entwickeln. Der Beruf der Altenpflege ist fundamental. Das muss noch mehr in den Köpfen der Leute ankommen.
Wurzer: Derzeit bekommen wir die Klassen in Sulzbach-Rosenberg und Landshut noch voll, aber wir spüren die sinkenden Zahlen sehr wohl. Vor allem bei unserer einjährigen Ausbildung zum Pflegefachhelfer bemerken wir dieses Problem.
Was tun Sie, um den sinkenden Schülerzahlen zu begegnen
Schiener: Vernetzung und erfolgreiche Zusammenarbeit unterschiedlichster Akteure in der Bildungs- und Arbeitswelt sind eine wichtige Voraussetzung für die Transparenz der Aufgabenfelder und Tätigkeiten von Altenpflegerinnen und Altenpflegern. Somit werden die Übergänge von Schule und Ausbildung nachvollziehbarer und die Wahl eines Schnupperpraktikums – noch in der Berufsfindungsphase – konkreter planbar. Ferner beteiligen wir uns derzeit an der Seminarreihe “Frauen starten durch – Wiedereinstieg in den Beruf.” Wir haben mit Schülerinnen und Schülern, die sich in der Lebensmitte befinden, immer durchgängig sehr gute Erfahrungen gemacht.
Wurzer: In Landshut bieten wir ab Herbst 2015 in Kooperation mit der Hochschule Deggendorf ein duales Studium an. Schulabgängern mit Abitur können dann den dualen Studiengang “Pflege” belegen. Die künftigen Studenten können parallel zur Altenpfleger-Ausbildung bei uns an der Caritas-Berufsschule und an der Hochschule studieren. In der dreijährigen Ausbildung absolviert der Student parallel sechs Semester berufsbegleitend an der Deggendorfer Hochschule. Nach erfolgreich abgelegtem Examen können die Studierenden in die zweite Studienphase eintreten, die ausschließlich an der Hochschule stattfindet. Die Studierenden schließen mit “Bachelor of Science” ab. Dieser Studiengang eröffnet attraktive Arbeits- und Karrierechancen im Gesundheitsbereich. Beispielsweise als Pflegedienst- oder Stationsleitung.
Welche Argumente sprechen für eine Tätigkeit in der Altenpflege?
Wurzer: Die eigene Arbeit sollte immer sinngebend sein. Und wer in der Altenpflege arbeitet, leistet einen großen Beitrag für den Nächsten und die Gesellschaft. Ich bin überzeugt, dass das die Branche der Zukunft ist.
Schiener: Schon heute ist die Altenpflege eine der größten Dienstleistungsbranchen in Deutschland. Der Beruf ist anspruchsvoll, spannend und abwechslungsreich. Er bietet viele Entwicklungschancen, wohnortnahe und nicht zuletzt sichere Arbeitsplätze.